Wenn sich Betonklötze warm anziehen

Die sogenannte Wärmewende ist elementar, wenn wir an die Umgestaltung unseres Energiesystems denken. Dies wird vor allem deutlich, wenn wir uns die Nutzung nicht-erneuerbarer Energiequellen, die zum Heizen verwendet werden anschauen. Nimmt man den derzeitigen Verbrauch hinzu, so besteht heute und in Zukunft Handlungsbedarf.

 

Spezifischer Energieverbrauch von Haushalten fürs Heizen, Abbildung vereinfacht nach Rösch et al. 2018: 82

 

Blick auf das Büro-Passivhaus Alter Schlachthof 51
Blick auf das Büro-Passivhaus Alter Schlachthof 51

Du befindest dich vor dem Gebäude Alter Schlachthof 51. Hier blickst du auf eines der größten Büro-Passivhäuser Baden-Württembergs mit einer Fläche von rund 8.500 Quadratmetern. Passivhaus bedeutet zunächst, dass keine klassische Heizanlage benötigt wird. Ein Hauptteil des Wärmebedarfs speist sich aus „passiven“ Energiequellen, hierzu gehören beispielsweise die Sonneneinstrahlung sowie Abwärme von Menschen und Computern. Der vergleichsweise geringe Energieeinsatz wird durch die gute Dämmung und den Einsatz von Wärmepumpen möglich gemacht. Des Weiteren sind die Fenster dreifach wärmeschutzverglast und die Gebäudehülle ist weitgehend luftdicht. Muss doch geheizt werden, kann auf elektrisch betriebene Heizstäbe oder Fliesenheizungen zurückgegriffen werden. Hier zeigt sich deutlich, dass im Energiesystem  von morgen elektrischer Strom eine immer wichtigere Rolle zukommen wird.

 

Übrigens ist die Dämmung von Gebäuden kein neues Thema. Vielmehr denken Bauende seit Jahrtausenden darüber nach, wie die Heizenergie möglichst geringgehalten werden kann. Historische Dämmverfahren bestanden beispielsweise aus mehreren Schichten aus Lehm und geflochtenen Gräsern. In der Nähe von Hanau wurde beispielsweise ein Gebäude aus der Bronzezeit entdeckt, welches aufgrund seiner Wandstruktur die deutsche Wärmeschutzverordnung von 1995 erfüllt hätte (May 2018: 105).

Man muss natürlich anmerken, dass beim Neubau selbst eine Menge an Energie benötigt wird und vor allem durch die Zementherstellung Treibhausgase abgegeben werden. Um die Zementherstellung klimafreundlicher zu gestalten, wurde deshalb im KIT ein neuer Baustoff namens „Celitement“ entwickelt. Die klassische Zementherstellung setzt aufgrund des hohen Calciumcarbonat-Anteils in großem Umfang Treibhausgase frei. Beim Celitement-Verfahren muss wesentlich weniger Calciumcarbonat aufgewendet werden, was die Treibhausgasemissionen erheblich vermindert.

Die Hintergründe des Verfahrens wurden vom KIT in Form eines Videos veranschaulicht:

Quelle: Youtube-Kanal des KIT

Übrigens handelt es sich bei der „Celitement GmbH“ um ein KIT-eigenes Startup. „Geburtshelferin“ ist die „Gründerschmiede“ am KIT, welche junge Unternehmer*innen auf dem Weg zur eigenen Firma begleitet.