Beteiligte: Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI
Nach anderthalb Jahren Corona-Pause hatten wir endlich wieder die Gelegenheit, unsere Tour „Nachhaltige Energie“ vor Ort durchzuführen! Anlass war eine Anfrage von unseren
Fraunhofer-Kolleg*innen. Dort wird ein internationales Forschungsprojekt koordiniert, welches sich mit dem Thema Suffizienz beschäftigt, oder einfach gesagt: Was ist genug für ein Gutes Leben?
Gemeinsam mit Forschenden, u.a. aus Italien, Dänemark und Frankreich, machten wir uns auf durch die Karlsruher Oststadt. Wie im internationalen Kontext üblich, wurde die Tour in englischer
Sprache durchgeführt.
Unsere erste Station war der Otto-Dullenkopf-Park. Grünflächen und Parks sind wichtig für unser Wohlbefinden, nicht zuletzt an heißen Sommertagen! Sie kühlen die Umgebung und bieten
Schattenplätze an. In Städten können sich aufgrund der Architektur, den versiegelten Flächen und den verbauten Materialien während des Sommers wahre Hitzeinseln bilden. Hier lassen sich auch
Anknüpfungspunkte an unser Energiesystem erkennen. Laut einem Report der Internationalen Energieagentur IEA waren im Jahr 2016 weltweit
über 1,6 Milliarden Klimaanlagen installiert (Seite 19), mit entsprechend hohem Energieverbrauch. Wir sollten uns also öfter die Frage stellen: „How and where do we want to cool down?”
Nach einem kurzen Ausblick auf die neue Energiewelt, machten wir Halt am alten Gaskraftwerk Ost. Hier wurde ab Mitte des 19. Jahrhunderts der Ausbau des Karlsruher Stadtgas vorangetrieben, welches bspw. zur Straßenbeleuchtung genutzt wurde. Neben
der Geschichte des Gaswerks wurde auch auf das Thema „Rebound“-Effekt eingegangen. Dieser begegnet uns häufig im Nachhaltigkeits- und Energiekontext. Durch neue Technologien und effizientere
Verfahren werden Ressourcen, der Energiebedarf oder Treibhausgasemissionen zum Beispiel im Bereich der Unterhaltungselektronik eingespart. Diese Einspareffekte werden nun zu einem großen Teil
zunichte gemacht, da die entsprechenden Geräte häufiger genutzt oder größer dimensioniert werden, beispielsweise wenn mehrere Flachbildfernseher mit großer Bildschirmdiagonale zum Einsatz kommen,
wo früher ein kleines Röhrengerät stand. Manchmal wird sogar mehr Energie als vorher benötigt. Technische Innovationen und Effizienz leisten also nicht automatisch einen Beitrag zur
Nachhaltigkeit.
Die Frage nach „was ist genug“ wurde auch vor dem Passiv-Haus-Bürogebäude auf dem alten Schlachthofareal angesprochen. Sie bezog sich zum einen auf die Wohnfläche, zum anderen auf den Neubau von Häusern. Heutige Neubauten
müssen zwar hohen Energiestandards hinsichtlich der Dämmung entsprechen, gleichzeitig werden hierfür jedoch große Mengen an Beton verbaut. Hierfür braucht es Zement, bei dessen Herstellung eine
Menge Treibhausgase ausgestoßen werden.
Die Tour endete am Zukunftsraum für Nachhaltigkeit und Wissenschaft, wo die Besuchenden die Gelegenheit erhielten, einen Blick auf
unsere Mini-Solaranlage zu erhalten, welche im BalkonNetz zum Einsatz kommt.