Mehr als heiße Luft

Nur wenige Gebäude erfüllen derzeit den Passivhausstandard, insbesondere kaum Altbauten. Es tut Not, sich über weitere Heizmöglichkeiten Gedanken zu machen. Ein Beispiel dazu sind Holzöfen. In puncto Nachhaltiger Entwicklung sind diese jedoch nicht unproblematisch. Denken wir beispielsweise an den Schutz der menschlichen Gesundheit, so müssen wir berücksichtigen, dass Holzöfen in hohem Maße zur Belastung mit Feinstaub beitragen können. Der Ausbau von Holzöfen sollte also nur dort vorangetrieben werden, wo ohnehin eine geringe Feinstaubbelastung herrscht.

 

 

Eine Variante, die vielerorts genutzt wird, ist die Fernwärme. Das Prinzip der Fernwärme wird seit über 100 Jahren in Karlsruhe angewandt. Dabei entweicht überschüssige Energie, etwa aus Kraftwerken, nicht nutzlos in die Umwelt, sondern sie wird genutzt, um Wasser zu erhitzen und damit u.a. Haushalte zu heizen. Ein großer Vorteil für die Nutzenden besteht darin, dass sie keine eigene Heizanlage benötigen, was wiederum Wartungsaufwand und Emissionen vor Ort reduziert. Einen guten Überblick über sein engmaschiges Fernwärmenetz  vermittelt das Geoportal der Stadt Karlsruhe.

 

Nun muss man aber auch bedenken, dass ein Großteil der Karlsruher Fernwärme aus Steinkohlekraftwerken am Rheinhafen und der Mineralölraffinerie MiRO bezogen wird. Vor dem Hintergrund des beschlossenen Kohleausstiegs und der Mobilitätswende muss man sich die Frage stellen, wie die Wärmeversorgung zukünftig in Karlsruhe gestaltet werden soll. Dies wird derzeit auch von Wissenschaft, Praxis und Gesellschaft intensiv diskutiert, sei es in Form von Tischgesprächen  oder im Zuge unserer Lehrveranstaltungen. 

 

Eine denkbare Alternative ist, das Fernwärmenetz wieder zurückzubauen und vermehrt auf gebäudeeigene Lösungen zu setzen. Hierzu gehört beispielsweise Umgebungswärme. Hierbei wird Wärme aus dem Boden, dem Grundwasser oder der Umgebungsluft mithilfe von Wärmepumpen gewonnen und in den Gebäuden direkt genutzt. Eine weitere Möglichkeit ist, das Fernwärmenetz weiter auszubauen und bei der Wärmeeinspeisung in das Netz auf neue Energiequellen zu setzen. Derzeit laufen z.B. am KIT Forschungen zu Tiefengeothermie, um zu erproben, ob dies zur Lösung beitragen könnte. Aus Nachhaltigkeitsgesichtspunkten spielen dabei auch Mitwirkungsmöglichkeiten der Gesellschaft und der soziale Zusammenhalt eine wichtige Rolle.