Historisch! Das Gaskraftwerk Ost

Du befindest dich vor dem ehemaligen Gaswerk in der Oststadt. Zwischen Mitte des 19. und 20. Jahrhunderts wurde in Karlsruhe der Ausbau von sogenanntem Stadtgas vorangetrieben. Dieses wurde bspw. zur Straßenbeleuchtung genutzt. Hierzu wurde Kohle auf bis zu 1.200 Grad erhitzt und so leichtflüchtige Bestandteile abgetrennt. Übrig blieb Koks, vorwiegend reiner Kohlenstoff, das besonders gut zur weiteren Verbrennung geeignet war. Ein Vorteil bestand sicherlich darin, dass das Stadtgas dauerhaft zur Verfügung stand und bedarfsgerecht genutzt werden konnte. Die Technologie war jedoch nicht ohne Risiken. Nur wenige Monate nach Inbetriebnahme des Gasnetzes fing der Vorhang des Hoftheaters Feuer, was in der Folge zahlreiche Menschen das Leben kostete. Nicht zuletzt aufgrund dieses Ereignisses war die Bevölkerung skeptisch, was die neue Technologie anging. Dieses Beispiel macht deutlich, dass Fragen der Akzeptanz im Energiebereich schon lange vor der Kernenergie oder der Windkraft eine Rolle spielten. Weitere spannende Informationen zum Thema Stadtgas und viele weitere Fakten haben die Stadtwerke Karlsruhe in ihrer Chronik „Stadtleuchten“ aufgearbeitet.

Erst in den 1960ger Jahren wurde das Gaskraftwerk Ost stillgelegt. Übrigens nicht aufgrund der Energiewende, sondern weil Importe von Öl und Gas aus Drittstaaten günstiger wurden. Dies bringt uns direkt zur Nachhaltigen Entwicklung des Energiesystems. Eine Bedingung ist, dass die Grundversorgung der Bevölkerung mit Energie gesichert ist. Eine wichtige Kenngröße ist hierfür die Abhängigkeit von Importen. Wir stellen fest, dass immer noch rund 70 % unserer Energie von außen bezogen wird, häufig fossile Energieträger. Es gibt also noch viel zu tun.

 

 

Energieimportabhängigkeit (Importe prozentual zum Primärenergieverbrauch), Abbildung vereinfacht nach Rösch et al. 2018: 56