Technik und Akzeptanz

11.10.2021

Beteiligte: Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS), Institut für Industriebetriebslehre und Industrielle (IIP), Helmholtz-Programm Energiesystemdesign (ESD), Energietransformation im Dialog-Team

Die Forschung an neuen Technologien spielt eine maßgebliche Rolle für die Ausgestaltung der Energiewende. Dies wird deutlich, wenn wir an neue Kraftwerke denken, die mittels Erdwärme oder durch Windkraft betrieben werden. Weitere Beispiele umfassen den Ausbau von Energienetzen oder die Entwicklung von Batteriespeichern. Gleichzeitig handelt es sich bei dem Wandel unseres Energiesystems um eine Aufgabe, die uns alle betrifft. Davon ausgehend stellen sich immer wieder Fragen des gesellschaftlichen Zuspruchs. Das häufig zitierte „Klimaschutz ja, aber bitte nicht im eigenen Vorgarten“ mag zwar in manchen Fällen zutreffen, ist jedoch nur ein Baustein von vielen, wenn wir an die Akzeptanz für die Energiewende denken. Zudem können wir beobachten, dass sich Fragen der Akzeptanz auf vielfältigen Ebenen auftun. Die Spanne reicht von konkreten Vorhaben zum Ausbau neuer Energieanlagen und der notwendigen Infrastruktur, über die Setzung politischer Rahmenbedingungen, bis hin zur Planung und Durchführung von Forschungsvorhaben.

Nicht wenige unserer Kolleg*innen, die sich mit Technik beschäftigen, hatten bereits mit Akzeptanzfragen in ihrem Forschungsalltag zu tun oder erwarten, dass eben solche kurz- oder mittelfristig die eigene Arbeit beeinflussen. Hinzu kommen neue Forschungsformate, die beispielsweise die Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern in den Mittelpunkt stellen. Vor diesem Hintergrund luden wir interessierte Wissenschafts-Kolleg*innen der Helmholtz-Gemeinschaft zu unserem Workshop „Technik und Akzeptanz“ ein. Dieser wurde gemeinsam mit Kolleg*innen des ITAS und IIP durchgeführt. Aufgrund der Corona-Pandemie und um reisebedingte Treibhausgas-Emissionen zu vermeiden, fand die Veranstaltung online statt. Der Workshop richtete sich sowohl an Forschungs-Kolleg*innen, die sich in ihren jeweiligen Fachdisziplinen mit technischen Fragestellungen des Energiesystems beschäftigen, als auch an interdisziplinär Forschende.
Nach einer kurzen Begrüßung startete Prof. Armin Grunwald, Institutsleiter des ITAS, mit seiner Key Note: „Das Akzeptanzproblem - Folge nicht adäquater Systemgrenzen?“ In seinem Input verwies er darauf, dass bereits die Auswahl von Systemgrenzen entscheidend und Mitursache von späteren Konflikten sein kann. Das geschieht beispielsweise, wenn in Modellen technische und wirtschaftliche Faktoren berücksichtigt werden, jedoch soziale Fragen ausgeklammert werden – etwa, weil sie zu komplex erscheinen oder nur schwer messbar gemacht werden können. Energiesysteme sind allerdings keine rein technischen Gebilde, sondern sind in die Gesellschaft eingebunden.

Bilder: Mitwirkende des Workshops, Klimaneutrale Wärmeversorgung mit Geothermie (Schill & Rösch), Energietransformation im Quartier (Roser), Dein BalkonNetz (Albiez, Bögel, Stelzer, Trenks)

Anschließend gaben eingeladene Kolleg*innen Einblicke in ihre Forschungsarbeit in Form von Impulsvorträgen. So zeigte Prof. Eva Schill, wie betroffene Bürgerinnen und Bürger und Vertretende aus der Wissenschaft frühzeitig in die Planung einer Geothermie-Anlage eingebunden werden können – quasi im Co-Design. Anschließend berichtete Dr. Annette Roser von ihren Erfahrungen zur Energietransformation im Quartier und rückte vor allem die Wärmewende vor Ort in den Mittelpunkt. Zu guter Letzt präsentierten wir unsere Real-Experiment-Reihe „Dein BalkonNetz“ und wiesen auf die unterschiedlichen Akzeptanzfragen hin, beispielsweise bei den Teilnehmenden, bei der Eigentümergemeinschaft oder beim lokalen Netzbetreiber.
Dr. Volker Stelzer von Energietransformation im Dialog und Dr. Armin Ardone moderierten die anschließenden Diskussionsrunden. Wir freuen uns über eine gelungene Veranstaltung und hoffen auf spannende Folgeaktivitäten.