Beteiligte: Verantwortliche von Junge Klimakonferenz Deutschland (LCOY), Energietransformation im Dialog
Fotos oben: LCOY Deutschland
Anlässlich der Junge[n] Klimakonferenz Deutschland diskutierten wir am 04.10.2019 mit zahlreichen Interessierten über die zukünftige Transformation unseres Energiesystems. Zunächst bekamen die
Teilnehmenden Einblicke in mögliche Entwicklungen des deutschen Energiesystems. Hierzu gehören beispielsweise Preissteigerungen für fossile Energieträger, der steigende Flächenbedarf durch
erneuerbare Energieträger oder die Kopplung der Sektoren Strom, Wärme und Mobilität. Anschließend lag der Fokus auf ebenjenen Sektoren. Die Teilnehmenden diskutierten, welche ordnungsrechtlichen
Rahmenbedingungen, Anreize und Wissensbestände notwendig sind, um die zukünftige Mobilität, Wärme- und Stromversorgung möglichst nachhaltig zu gestalten. Herausheben möchten wir die
unterschiedlichen persönlichen und disziplinären Hintergründe der vorwiegend jungen Teilnehmenden: Zahlreichende Studierende aus dem Energiebereich waren ebenso vertreten wie interessierte
Schüler*innen, aber auch Beschäftigte eines großen Energieversogers waren mit dabei.
Im Bereich Strom regten die Teilnehmenden eine Reform des derzeitigen Erneuerbaren-Energien-Gesetzes an. Die Stromproduktion aus regenerativen Energiequellen sollte beispielsweise steuerlich
entlastet werden, in Kombination mit einem hohen Mindestpreis für Treibhausgasemissionen. Ordnungsrechtlich wurde vorgeschlagen, die Abstandsregeln für Windkraftanlagen zu reduzieren und
insgesamt die sogenannte „Deckelung“ für den Ausbau Erneuerbarer Energien zu streichen. Zur Speicherung empfahlen die Beteiligten zudem, die Umwandlung von elektrischer Energie in flüssige und
gasförmige Medien (sogenanntes „Power to X“) verstärkt in den Blick zu nehmen. Weiter sollte über die Einführung einer flächendeckenden PV-Pflicht nachgedacht werden, also die Vorgabe,
Photovoltaikanlagen auf Neubauten zu errichten.
Im Bereich Wärme forderten die Teilnehmenden, energieintensive Industrien mit viel Abwärme verpflichtend an bestehende Fernwärmenetze anzuschließen. Die Technologie der Fernwärme, aber auch die
Solarthermie soll vor allem in dichtbesiedelten Ballungszentren vorangetrieben werden. Durch gezielte Anreize könnten außerdem Wärmepumpen für die oberflächennahe Umgebungswärme sowie
(Tiefen)geothermie gefördert werden. Letztlich geht es auch darum, ein Bewusstsein für die Erzeugung und Nutzung von Energie in privaten Haushalten und am Arbeitsplatz zu schaffen. Im Bereich
Wärme könnten hierzu insbesondere Schornsteinfeger*innen, Handwerksbetriebe und Architekturbüros sowie Behörden angesprochen werden.
Im Mobilitätssektor ging es den Teilnehmenden einerseits darum, Zerrbilder und Irrtümer aufzuklären, gerne bereits in der Schule und andererseits Verkehr von vorneherein zu vermeiden, etwa durch
Heimarbeit und Videokonferenzen. Zudem forderten sie, die Pendlerpauschale anzupassen, um Anreize für klimafreundliche Fortbewegungsmittel zu schaffen. Der wasserstoff- und strombasierte Verkehr
sollte gestärkt und intensiver beforscht werden. Generell empfahlen die Teilnehmenden, Verkehr intermodal zu organisieren, also je nach Bedarf unterschiedlicher Fortbewegungsmittel zu nutzen.
Nicht zuletzt wurde auch die Freiheit des einzelnen und dessen Mobilitätsverhalten diskutiert und damit einhergehende Auswirkungen für Dritte und zukünftige Generationen. Des Weiteren wurde die
Einbindung der Bürgerschaft genannt, beispielsweise die Durchführung von „Bürgerkonferenzen“, einen Ansatz, den wir im Zuge unseres geplanten Bürgerforums gerne aufgreifen.
Was uns besonders beeindruckt hat, war das Interesse der Teilnehmenden an der Thematik (immerhin an einem Freitagabend) und die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte zusammenzudenken. Interessant
fanden wir zudem, dass die genannten Technologien und Vorschläge ein breites Spektrum an Forschungsthemen am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) abdeckten. Hierzu gehören beispielsweise
Aktivitäten zu Wasserstoff im Mobilitätssektor, das Zusammenspiel
zukünftiger Energiesysteme, die Rolle der Digitalisierung und Energieeffizienz im Privatsektor sowie die Bewertung des deutschen Energiesystems aus
Nachhaltigkeitsperspektive. Sowohl bei der Planung als auch bei der Umsetzung profitierten wir von unseren Erkenntnissen aus bereits durchgeführten Workshops und Lehraktivitäten und brachten so unsere Erfahrungen in diesen Workshop
ein.
Weitere Informationen zur Konferenz finden sich auf der Website der Veranstalter*innen.