Clara Pineau, Marius Albiez, Volker Stelzer
Im Sommer 2018 starteten wir mit „Energietransformation im Dialog - Vom Reallabor zum Karlsruher Transformationszentrum.“ Nun sind wir still und heimlich ein Jahr älter geworden. Zwischen den beiden zurückliegenden Sommern ist von Workshops und Energie-Touren bis hin zu transdisziplinären Seminaren viel passiert. Wir möchten mit euch auf viele schöne Veranstaltungen zurückschauen, Erinnerungen auffrischen und laden euch ein zu entdecken, was wir alles unternehmen.
Grundgedanke des Projekts ist, dass die Energiewende eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe darstellt. Notwendige, manchmal tiefgreifende Veränderungen können dabei nicht „von oben herab“ verordnet werden, sie werden gemeinsam verhandelt und angegangen. Deshalb wurde vor etwas über einem Jahr „Energietransformation im Dialog“ auf die Beine gestellt, das den Austausch zwischen Wissenschaft, Bürgerschaft, Gewerbe, Verwaltung und weiteren engagierten Akteuren im Energiebereich ermöglicht.
Um möglichst viele Beteiligungsebenen zu bedienen, angefangen bei der Bereitstellung von Informationen bis hin zu gesellschaftlichen Transformationsprozessen, haben wir unterschiedliche Formate mit Leben gefüllt:
1. Erklär- und InformationsvideosIm Mai 2019 erschien unser Video mit dem Titel "Was ist ein Reallabor?"
Der Begriff hat in den letzten Jahren eine beachtliche Karriere hingelegt und erhält zunehmend Aufmerksamkeit. Gleichwohl ist er erläuterungsbedürftig. Mit dem Video erklären wir das im Quartier Zukunft zu Grunde liegende Verständnis von Reallaboren und stellen unsere Arbeitsweise vor.
2. Touren zur nachhaltigen Energie
Die erste Tour fand im Mai 2019 anlässlich des Karlsruher Klima-Frühlings statt. Kooperationspartner war stattreisen Karlsruhe e.V. In der Oststadt informierten wir die Teilnehmenden über laufende Aktivitäten in den Bereichen Energiewende und Klimaschutz. Die Bandbreite der angesprochenen Themen reichte von der ökologischen Funktion von Grünflächen über den Zusammenhang zwischen Ernährungsgewohnheiten und dem Energiesystem bis hin zur Wärme- und Mobilitätswende.
Unsere zweite Tour Mitte Juli richtete sich an die Schülerinnen und Schüler des Eichendorff-Gymnasiums Ettlingen im Rahmen der dort stattfindenden „Energie und Klima“-Projekttage. Die Tour war erneut quartiersbezogen, wobei uns diesmal die didaktische Umsetzung und die Verknüpfung zur eigenen Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler wichtig war. Das Funktionsprinzip und die Herausforderungen der Fernwärme wurden beispielsweise mithilfe von Moderationskarten und Paketschnüren einfach erklärt. Die gesammelten Erfahrungen waren äußerst lehrreich für uns und fließen nun in die Konzeption der Folgetouren ein.
„Energiewende in der Oststadt – alles nachhaltig oder was?“ lautete der Titel unserer dritten Tour im September. Im Mittelpunkt stand diesmal die historische Entwicklung der städtischen Energieversorgung. Die einzelnen Stationen wurden mit aktuellen Forschungsergebnissen zum deutschen Energiesystem kombiniert. Hierzu stellten wir unterschiedliche Möglichkeiten zur Nachhaltigkeitsbewertung vor, beispielsweise die Anzahl an Studienabschlüssen im Energiebereich oder die Importabhängigkeit des deutschen Stromnetzes.
An dieser Stelle freuen wir uns bereits auf die kommende Tour mit dem Thema „Von Strickpullovern und Wärmewende“ am 16.10.2019.
3. Energie-Szenario-Workshops
Bei der Energiewende greifen unterschiedliche technische und gesellschaftliche Aspekte ineinander, deren Auswirkungen nicht ohne Weiteres abzuschätzen sind. Wir diskutieren deshalb mit ganz unterschiedlichen Akteuren die Gestaltung unseres Energiesystems.
Beim ersten Workshop „Klimaschutz in Karlsruhe“ Ende November 2018 entwickelten wir mit Mitarbeitenden der Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur Ideen für städtische Klimaschutzmaßnahmen. Dabei wendeten wir Methoden aus dem Bereich „Serious Gaming“ an, die im Rahmen einer internationalen Forschungskooperation entwickelt wurden. Das Ziel war zum einen, den Umgang mit unerwarteten Herausforderungen bereits im Vorfeld mitzudenken, also die sogenannte Resilienz zu verbessern. Des Weiteren sollte die Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten gestärkt werden. Nicht zuletzt ging es darum, konkrete Projektideen zu entwickeln und diese mit für Karlsruhe relevanten SDGs (Sustainable Development Goals, UN-Ziele für Nachhaltige Entwicklung) zu verknüpfen.
Der zweite Workshop Ende April 2019 richtete sich explizit an die türkischsprachigen BewohnerInnen. Mit dabei waren Vertretende der Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur, des Instituts für Verkehrswesen am KIT und eines lokalen Anlagenbauers für Solarmodule. Die Veranstaltung fand im türkischen Generalkonsulat Karlsruhe statt. Der Workshop knüpfte thematisch an den türkischen „Tag des Kindes“ an, und wurde auf Türkisch und Deutsch durchgeführt. Teilnehmende hatten unter anderem die Möglichkeit, sich zu Elektromobilität, Photovoltaik und klimafreundlicher Energieversorgung zu informieren und auszutauschen.
Im Mai dieses Jahres wirkten wir an der Gestaltung des Verwaltungsworkshops „Grüne Stadt“ mit. Beteiligt waren das Amt für Umwelt- und Arbeitsschutz sowie die Stabsstelle Verwaltungs- und Managemententwicklung Karlsruhe.
Hierfür entwickelten wir unsere methodischen Ansätze weiter, um nachzuspüren, wie die übergreifende Zusammenarbeit städtischer Einrichtungen gestärkt werden kann. Mitarbeitende aus über 20 städtischen Einrichtungen erarbeiteten gemeinsam Ideen, tauschten sich über Ressourcen und Wissensbestände in der Stadt aus und verknüpften das Leitbild der Nachhaltigen Entwicklung mit dem eigenen Arbeitsalltag.
4. Transdisziplinäre Projektseminare
Interessierte Studierende, Wissenschaft und Partner aus der Praxis verfolgen bei diesen Seminaren gesellschaftlich relevante Fragestellungen rund um die Energiewende und schaffen so einen direkten Austausch zwischen Forschung und der Region.
Im März 2019 fanden im Kontext der Frühlingstage der Nachhaltigkeit gleich drei Sessions zur „Energiewende in der Glaskugel“ statt. Beteiligt waren das Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaften (ZAK) am KIT sowie die Karlsruher Schule der Nachhaltigkeit.
Im Zentrum stand dabei die Zukunft der Wärmewende, genauer die Transformation des Karlsruher Fernwärmenetzes. Diese ist eng verknüpft mit dem geplanten Kohleausstieg sowie mit der Elektrifizierung des Verkehrs. Die Teilnehmenden eigneten sich Methoden an, um mit der Komplexität sozio-technischer Systeme umzugehen, indem sie gemeinsame Zukunftsszenarien entwickelten. Dabei ergaben sich Querbezüge zu den oben genannten Workshops sowie Inputs zur Vorbereitung unserer Touren.
Des Weiteren fand im Sommersemester 2019 ein Seminar in Kooperation mit der Kompetenzstelle Energieeffizienz Mittlerer Oberrhein (KEFF), dem Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaften sowie der Karlsruher Schule der Nachhaltigkeit statt. Im Fokus standen kleine sowie mittelständische Betriebe und die Frage: „Energieeffizienz in Unternehmen – geht da noch mehr?“ Gemeinsam mit der KEFF wurden Herausforderungen identifiziert und von den Studierenden bearbeitet. Die Teilnehmenden beschäftigten sich mit der Frage, wie Mieter und Vermieter im Gewerbebereich gleichermaßen von Effizienzmaßnahmen profitieren können und welche rechtlichen Rahmenbedingungen dabei beachtet werden müssen. Außerdem diskutierten die Teilnehmenden die Übertragbarkeit von Energieeffizienznetzwerken auf den Gewerbebereich, womit zum Beispiel Einsparungen bei der Beleuchtung möglich sind.
Falls ihr diese und weitere Aktivitäten gerne weiterverfolgen oder euch beteiligen möchtet, findet ihr alle nötigen Informationen auf unserer Webseite.
Des Weiteren wirken wir an vielfältigen Veranstaltungen innerhalb und außerhalb Karlsruhes mit: sei es im Zuge der Energiewendetage Baden-Württemberg, bei „ITAS for Future“ oder bei der Klimakonferenz Karlsruhe (K3). Ein Blick auf „Aktuelles“ lohnt sich!
Auf dem Laufenden bleibt ihr auch, indem ihr unseren Instagram-Account abonniert: Dort werden seit diesem Juli regelmäßig Veranstaltungen angekündigt und kurze Rückblicke gegeben, und selbstverständlich darf auch hier der Austausch nicht fehlen.
Wir blicken auf ein spannendes Jahr zurück, voll mit tollen Begegnungen, inspirierenden Gesprächen sowie gemeinsamen Aktionen und freuen uns auf die kommenden Monate mit euch.